Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
 
Eine mögliche Folgereaktion nach dem Erleben eines oder mehrerer traumatischer Ereignisse ist die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Der Begriff posttraumatische Belastungsstörung wird heute in den Diagnosesystemen zu den Angststörungen  bzw. Angst- und Belastungsstörungen gezählt. Die Wahrscheinlichkeit einmal im Laufes seines Lebens eine PTBS zu entwickeln ist stark abhängig von der Wahrscheinlichkeit, ein Trauma zu erleben. Internationale Studien geben eine Lebenszeitprävalenz von 1%-7% an, dabei ist die Häufigkeit bei Frauen im Vergleich zu Männern etwa doppelt so hoch. Die fünf Hauptkriterien der PTBS sind:

* das Erleben eines Traumas,
* das Auftreten unwillkürlicher und belastender Erinnerungen an das Trauma unabhänig ob bewusst oder unbewusst,
* ein Vermeidungsverhalten und/ oder ein allgemeiner emotionaler Taubheitszustand(die sogenannte Gefühlskälte),
* eine anhaltende physiologische Übererregung und
* die Symptome halten länger als ein Monat an.

Was ist Trauma?

Als Trauma wird das Erleben einer möglichen oder realen Todesbedrohung, einer ernsthaften Verletzung oder einer Bedrohung der physischen oder psychischen Versehrtheit bei sich oder anderen angesehen. Für die Entwicklung einer PTBS ist das Erleben von intensiver Furcht, Hilflosigkeit oder Schrecken während des Traumas wesentlich. Es gibt viele unterschiedliche Ereignisse auf die diese Definition zutreffen. Sie lassen sich in menschlich verursachte Traumen wie sexuelle und körperliche Misshandlung, Vergewaltigung, Gewalterfahrung, Kriegserlebnisse, Geiselnahme oder Folter und zufällige Traumen wie Natur- und technische Katastrophen, Erlebnisse bei berufsbedingten Einsätze bei Feuerwehr, Militär oder Polizei, Arbeits- oder Verkehrsunfälle unterscheiden. Darüber hinaus ist eine Unterscheidung zwischen einmaligen kurz andauernden und länger andauernden, wiederholten traumatische Ereignissen wichtig. Bei allen diesen Traumaarten treten im wesentlichen die gleichen psychischen und physischen Symptome bei einer PTBS auf. Allerdings kommt es infolge länger andauernder oder menschlich verursachter Traumen oft zu stärkeren Symptomausprägungen und chronischerem Verlauf.


Symptome der PTBS
Die Symptome können in drei Gruppen von Symptomen eingeteilt werden:


Erinnerungsdruck
Das ungewollte Wiedererleben des Traumas oder einzelner Aspekte davon in Form von sog. Intrusionen, flash-backs oder als sehr belastend erlebten Alpträumen ist ein sehr spezifisches Symptom der PTBS. Charakteristisch ist dabei, dass oft die gleichen sensorischen Eindrücke wie Bilder, Geräusche oder Gerüche wahrgenommen und gleich intensive gefühlsmäßige und körperliche Reaktionen erfolgen wie während des Traumas. Diese Erinnerungen werden erlebt als ob sie hier und jetzt geschehen würden.

Vermeidungsverhalten und emotionale Taubheit
Da die Erinnerung an das Trauma oder Situationen, die Erinnerungen auslösen als sehr belastend erlebt werden, ist die Vermeidung solcher Auslöser sehr verständlich und ein dementsprechend häufiges Symptom. Es gibt viele verschiedene Arten von Auslösern, wie zum Beispiel ein Ort, Gestik und Mimik einer Anderen Person oder einzelne Wortgruppen. Der Versuch die Erinnerung mit aller Macht abzuschalten und zu vermeiden steht dem Drang, über das Zustandekommen und die Konsequenzen des Traumas nach zu grübeln oft entgegen. Verbunden mit dem Vermeidungssymptom sind Verarmung und Verflachung von Gefühlen, Entfremdungsgefühle von anderen Menschen, Konzentrationsschwierigkeiten und allgemeiner sozialer Rückzug.

Chronische Übererregung
Die Erregungsschwelle des autonomen Nervensystems ist herabgesetzt.Der Körper reagiert auf Belastungen früher und intensiver. Häufige Symptome sind massive Schlafstörungen, erhöhte Wachsamkeit am Tage gegenüber vielen Reizen (z.B. Geräusche, fremde Gesichter), deutliche erhöhte Schreckhaftigkeit, Reizbarkeit oder Wutausbrüche.

Behandlung der PTBS
Im folgenden wird ein kognitiv-verhaltenstherapeutisches Vorgehen vorgestellt, dass bei Patienten mit einer PTBS ohne schwerwiegende weitere psychiatrische Erkrankungen in 80-90% der Fälle zu einer erheblichen Besserung der Symptome führen kann, so dass nach der Behandlung die diagnostischen Kriterien für die PTBS nicht mehr erfüllt werden. In der psychotherapeutischen Behandlung ist ein vertrauensvolles Verhältnis zwischen Patient und Therapeut sehr wichtig. Die Patienten sollten sich verstanden und sicher (vor weiteren traumatischer Erfahrungen) fühlen können. Hilfreich ist dabei, dass die Ziele und Inhalte der Therapie klar benannt und begründet werden. Die Patienten sollten soviel Kontrolle wie möglich über die therapeutischen Schritte erhalten und Alternativen selbst entscheiden können.


Ziele der Behandlung sind
* Ordnung des Traumagedächtnisses und die angemessene Einbettung in die Situations- und Bewältigungsbedingungen während des Traumas, um das ungewollte Wiedererleben zu reduzieren.
* Veränderung der problematischen Interpretationen des Traumas und/ oder seiner Konsequenzen, die das Gefühl der aktuell noch bestehenden Bedrohung hervorrufen.
*ungünstigen Verhaltensweisen aufgeben wie vermeidendes Verhalten und Gedanken, die zur Kontrolle der wahrgenommenen aktuellen Bedrohung eingesetzt werden.

Der ersten Schritte dieser Therapie bestehen in der Aufstellung eines individuellen Modells zur Aufrechterhaltung der Symptome. Dazu gehört auch, dass das Vorliegen der Symptome als "normal" betrachtet wird, sie sind eine normale Reaktion auf eine extrem abnorme Situation. Das eindringliche Wiedererleben ist durch Besonderheiten des Traumagedächtnisses (Speicherung der Informationen in "Rohform" mit unzureichender Verarbeitung) verursacht und kein Zeichen dafür, dass man verrückt ist oder nie wieder ein normales Leben führen kann. Die wesentlichen Komponenten der Therapie sind Konfrontationen, d.h. , Verhinderung von Vermeidungsverhalten, kognitive Umstrukturierung und Wiederaufnahme von Verhaltensweisen, die vor dem Trauma zum normalen Leben gehörten durch Übungen und Hausaufgaben. Die Konfrontationstechniken werden zur Veränderung des Traumagedächtnises eingesetzt , das heißt das Erlebnis soll geordnet und verarbeitet werden, sodass das Wiedererleben im "Hier-und-Jetzt"-Form und damit das Erleben aktueller Bedrohung verändert wird. Konfrontation wird meist in Form eines Nacherlebens des Traumas in der Vorstellung unter Anleitung und Unterstützung durch den Therapeuten geschehen. Bei Vorherrschen von Vermeidungssymptomen sollten konfrontative Methoden und bei Vorherrschen von emotionaler Betäubung eine kognitive Umstrukturierung therapeutisch im Vordergrund stehen.